- Chardonnay
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Fotos: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI), Federal Research Centre for Cultivated Plants, Institute for Grapevine Breeding Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen, GERMANY
Fotos: Ursula Brühl, Julius Kühn-Institut (JKI), Federal Research Centre for Cultivated Plants, Institute for Grapevine Breeding Geilweilerhof - 76833 Siebeldingen, GERMANY
Kreuzung aus Pinot × Gouais Blanc (= Heunisch)
Die weiße Rebsorte zählt den ganz großen der Welt. Jüngste DNA-Analysen haben ergeben, dass sie eine Kreuzung zwischen Pinot und Weißer Heunisch ist. Weltweit liegt er in der Rangliste der meist angebauten Rebsorten auf Platz 7 (bezogen auf Erhebungen aus dem Jahr 2001). An das Klima stellt er wenig Ansprüche, sein Anbau ist nicht auf die gemäßigten Bedingungen seiner burgundischen Heimat angewiesen. Der frühe Austrieb macht ihn allerdings für Spätfröste anfällig. Dafür ist er allerdings auch im Herbst früh reif. Er bevorzugt kalkhaltige Böden.
Es gibt zahlreiche, zum Teil stark abweichende Spielarten, in Frankreich sind über 30 Klone offiziell anerkannt. Eine seltene Variante mit hellroten Beeren ist Chardonnay Rosa (Die Rebenveredlung Antes hat hiervon die erste Vermehrungsanlage in Deutschland gepflanzt. Eine andere nennt sich Chardonnay Blanc Musqué. Der Ursprung des Namens ist nicht klar, der im burgundischen Mâconnais liegende Ort Chardonnay gibt Anlass zur Vermutung, dass die Rebe von hier stammt. Früher wurde als Ursprung auch der Nahe Osten vermutet. Die römisch-katholischen Benediktiner und Zisterzienser-Orden sorgten für die Verbreitung der Sorte in ganz Europa. Da auch die Sorte Auxerrois die gleichen Eltern wie der Chardonnay hat, werden die Sorten oft verwechselt und in Frankreich auch oft gemeinsam im Weinberg angebaut.
Drei Viertel der französischen Chardonnay-Bestände befinden sich in den Weinbau-Regionen Champagne und Burgund. Alle großen burgundischen Weißweine werden aus dieser Sorte erzeugt, zum Beispiel in den berühmten Appellationen Chablis, Mersault und Montarchet. Ebenso werden alle als „Blanc de Blancs“ gekelterten Champagner aus Chardonnay produziert und in den Champagner-Cuvées ist dies die wichtigste Rebsorte neben den roten Sorten Pinot Noir (Blauburgunder) und Pinot Meunier (Müllerrebe).
Chardonnay wird in allen europäischen Ländern, in Australien, Neuseeland, in Süd- und Nordamerika angebaut. Insgesamt sind es rund 180.000 Hektar Rebfläche. In Deutschland wurde Chardonnay erst 1991 zugelassen.
Die Triebspitze ist offen. Sie ist weißlich hellgrün behaart, mit karminrotem Anflug. Die gelbgrünen Jungblätter sind anfangs spinnwebig behaart um danach fast unbehaart zu sein. Die mittelgroßen kräftiggrünen Blätter sind rundlich, meist ganz oder schwach dreilappig. Nur die Blätter der Geiztriebe sind tief gebuchtet. Die Stielbucht ist lyrenförmig offen und wird in 95 Prozent der Fälle durch Blattnerven begrenzt. Das Blatt ist stumpf gezähnt. Die Zähne sind im Vergleich der Rebsorten mittelgroß. Die Blattoberfläche (auch Spreite genannt) ist nur leicht blasig. Die walzenförmige Traube ist selten geschultert, klein bis mittelgroß und dichtbeerig (lockerbeeriger als Pinot Blanc). Die rundlichen bis ovalen Beeren sind klein bis mittelgroß und von grüngelber bis bernsteingelber Farbe. Die Schale der Beere ist dünnhäutig bis mittelstark.
Mittlere bis hohe Lageansprüche, Riesling-Lagen sind Voraussetzung, tiefgründige, warme und kalkhaltige Böden sind am besten geeignet, gute Holzreife und gute Winterfrostfestigkeit, früher Austrieb. Die Geiztriebbildung ist eher stark. Insgesamt etwas höherer Botrytisbefall, dadurch geht der Sortencharakter verloren. Ansonsten keine besondere Pilzanfälligkeit, meist geringere Erträge als Burgunder dann auch höhere Mostgewichte. Bei manchen ertragsstarken Klonen ist eine Mengenregulierung erforderlich.
Auch unter verschiedensten Klimabedingungen ist die Sorte ertragssicher, einziger Nachteil ist der frühe Austrieb.
Bei Unreife dünn und grasig, bei voller Reife wuchtig und voluminös, Frucht ähnlich reifender Äpfel, ein Weißwein von guter Lagerfähigkeit, international bedeutend. Hochwertige Weine sind bestens geeignet für den Barriqueausbau. Bestimmte eher fruchtig frische Weine bestimmter Klone eignen sich auch gut für die Sektbereitung. Durch die Säure ist die Lagerfähigkeit der Weine sehr gut.
Chardonnay Klonübersicht | ||||
Unterdurch-schnittlicher Ertrag | Aromaklone (Duftklone) | Besonderheiten | ||
Muskattypen | Mandarinetypen | Limone-Zitrone-Typ | ||
Dreher 258 | Fr 155 | 616 Gm | FR 155 intensivstes Aroma | |
Haidegg 41 | Haidegg 42 | Haidegg 42 niedrige Säure | ||
INRA 77 | INRA 116 | |||
INRA 1146 | ||||
INRA 809 | VCR 4 | INRA 809 recht hohe Säure | ||
STWA-95-350 | ||||
STWA 95-355 | ||||
Premiumklone | ||||
niedriger Ertrag und lockerbeerig | INRA 548 | |||
Superpremiumklone für Dichtpflanzung | ||||
(extrem) niedriger Ertrag | INRA 1066 | 1066 niedrigstes Ertragsniveau. ca. 10000 Reben/ha empfohlen! Frühreif. | ||
INRA 1067 | ||||
INRA 1068 | ||||
INRA 1145 | niedrigste Säure der franz. Klone | |||
INRA 1147 | ||||
Burgundtypen | ||||
mittlerer Ertrag | deutsche Klone | französische Klone | italienische Klone | |
50 Gm | INRA 1145 | ISV Conegliano 1 | INRA 1145 höhere Säure und Muskattyp | |
51 Gm | INRA 1068 | ISV 4 | INRA 1068 Muskataroma | |
52 Gm | INRA 1284 | RAC 17,26 | ||
53 Gm | INRA 117 -119,128,130,131 | SMA 108,127 | ||
54 Gm | VCR 179,399,434,484, 481 | |||
57 Gm | INRA 75,78,95 | |||
Dreher 263 | INRA 76 | CRAVIT-ERSA FVG 100,101,102,103,104,105,106,107,108 | ||
Lo 95 | ||||
Österreichische Kl. | ||||
Haidegg 43 | Entoria 121 | Haidegg 43 gilt als etwas lockerer, Säure höher | ||
Fedit 12 C.S.G | ||||
Säurebetonte, neutrale Champagne-Sektklone | ||||
hoher bis sehr hoher Ertrag | deutsche Klone | französische Klone | italienische Klone | |
1 Gm | INRA 118, 124,125,132,277, 121,96 | ISMA 105 | ||
Entoria 232 | ||||
2 Gm | ISV 5 | |||
3 Gm | R 8 | ENTAV 96 vergleichsweise wenig Säure | ||
D 260 | Österreichische Kl. | Ampelos VCP7 | ||
ST 130 | A 13-1, A 13-2 | SMA 130, SMA 123 | ||
Fr 150 | VCR 6,10,11 | |||
Rosa Chardonnay | ||||
mittel | 1 Gm | INRA 1284 | ||
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Im Gegensatz zur landläufigen in der Presse vielzitierten Meinung, dass "alle Chardonnays der Welt uniform und gleichförmig" seien, hat der Winzer gerade bei dieser Rebsorte eine sehr große Auswahl von Klonen verschiedener Ausprägung, die es ihm gestatten, je nach Produktionsziel die unterschiedlichsten Weintypen in einer ungewöhnlich großen Bandbreite zu erzeugen. Wir beraten Sie gerne und zeigen Ihnen bei unseren Rebsortentagen die Typen..
Alle Klone bewährten sich unabhängig von den Böden auf den Unterlagen 5 BB, 125 AA und SO4. Je nach gewünschtem Geschmackstyp des Weines sollten die "Neutral-Klone" (z:b. FR 150) und die "Duft-Klone" (z.B. FR 155, Gm 616, D 258) in einem bestimmten Verhältnis gepflanzt werden. Allerdings nicht als unkontrolliertes Klonengemisch, sonders in gezielter zeilenweiser Pflanzung. Denn es muss schon aus lesetechnischen Gründen sichergestellt sein, dass man weiß, wo welcher Klon steht. Außerdem ist so ein unterschiedlicher Lesetermin möglich, falls der Gesundheitszustand eines Klons dies erfordert. Die Aromaklone isnd meist etwas früher in der Reife.
CHAMPAGNER-TYPEN
Klone aus Geisenheim für Chardonnay-Sekte (Champagne-Typ) (säurebetont, hohes Ertragsniveau:)
1 Gm |
2 Gm |
3 Gm |
Die drei Champagnerklone 1 Gm, 2 Gm, 3 Gm haben ein hohes Ertragsniveau. Auch beim Säureniveau liegen sie hoch. Das Ertragsniveau liegt nach den Angaben der Hochschule Geisenheim auf etwa 15000 kg / ha.
BURGUND-TYPEN
(niedriges Ertragsniveau, Bourgogne-Typ Qualitätsklone)
50 Gm |
51 Gm |
52 Gm |
53 Gm |
54 Gm |
57 Gm |
Die 50er "Burgunder-Typen" sind untereinander sehr ähnlich in Ertragsniveau und Mostgewicht.
AROMA-KLON Zitrone-Limone-Chardonnay
Grafik: Ertragsdaten der Geisenheimer Chardonnay Klone vom B (=Burgund) - Typ (pdf-Datei)
Aromaklon 616 Gm | "Zitrone-Limone-Chardonnay | niedriges Ertragsniveau |
Die Trauben der Aromaklone sind etwas "gelblicher". Das Mostgewicht ist etwa 7 Grad Oe höher wie bei den 50er-Klonen. Das Ertragsniveau liegt etwas unterhalb der "Burgund-Klone". Im Mittel ist es lt. Züchterangaben bei 9700 kg/ha. Die Säure ist 30 % niedriger. Reifebedingt ist das Botrytisrisiko etwas höher.
Burgundertypen |
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Entav-Inra 76, mittleres Ertragsniveau |
Entav-Inra 95,
Der Klon ist recht weit verbreitet (in Deutschland oft als Lo 95", Das Ertragsniveau ist mittel-hoch, kann aber durch weinbauliche Maßnahmen auf passenden Standorten noch etwas angehoben werden. Die Trauben sind größer wie beim ENTAV 76 und auch etwas kompakter.
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Burgunder-Premiumtyp, duftig |
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Entav-Inra 548
Der Klon 548 ist ein Qualitätsklon. Die Trauben sind kleiner und aufgelockert durch eine größere Verrieslungsempfindlichkeit. Die Weine sind konzentriert und komplex.
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Entav-Inra 809
Der aromatische Klon hat niedriges Ertragsniveau. Die Weine haben leichte Muskatnote. Das Traubengwicht ist im Vergleich niedriger. Die Säure ist in Relation zum niedrigen Ertrag vegrleichsweise hoch.
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Champagner-Klone |
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Entav-Inra 96, Der wuchskräftige Klon ist ebenfalls recht weit verbreitet und wird vor allem für die Champagnerproduktion bevorzugt. Er hat mit den höchsten Ertrag der Champagner-Klone bei einer relativ niedrigen Säure und ist damit auch in den nördlichen Regionen für die Sektproduktion geeignet.
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Kleinbeerige sehr lockere Klone 1066 und 1067, extrem niedriger Ertrag | ||
Entav-Inra 1066
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Entav-Inra 1066
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Entav-Inra 1066
Das Ertragsniveau des Klones ist sehr niedrig. Die Fruchtbarkeit ist schwach bei sehr geringem Traubengewicht. Die Trauben sind sehr locker und eher frühreif. Eine Wirtschaftlichkeit ist nur bei sehr hochwertigen Weinen mit hohen Erlösen zu erwarten.
Entav-Inra 1067
Die Eigenschaften des frühreifenden Klones ähneln stark dem 1066.
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Freiburger Klone
bekannte recht häufig verbreitete "Dreher"-Klone: (Abstammung ursprünglich aus Frankreich, dann in Deutschland weiterbearbeitet)
sortiert nach Ertragsgruppen
(A) -Gruppe
Ertrag niedrig
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D 276. Der Klon wird vom Züchter nicht mehr weiter verfolgt. |
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D 275 (eher duftig) | |
D 258 (Duftklon) Bild fehlt | Duftklon (Muskattyp). Ertragsmittel laut Züchterangaben um 71 kg / ar bei leicht (3 Grad) erhöhtem Mostegwicht im Vergleich zu Standardklonen. Beerenfarbe leicht gelblich. | |||
(B) -Gruppe
Ertrag Mittel
Burgunder-Typ
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D 278, mittleres Ertragsniveau 76-98 kg/ar |
D 263 |
D 259, 269, 259 (Ertrag mittel, Typ neutral) | |
(C) -Gruppe | D 271, hohes Ertragsniveau, Champagner-Typ | D 250 | D 260 (Champagner-Typ). Hohes Ertragsniveau um 120 kg/ar |
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St 130 |
(Abstammung v. Italien) = SMA 130 Der Klon stammt ursprünglich von San Michele (Italien),
Der mittlere ERtrag wird vom Züchter mit 80-90 hl / ha angegeben.
Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. Hachette Livre, 1. Auflage 2000 ISBN 2-0123633-18
Walter Hillebrand, Heinz Lott und Franz Pfaff, Taschenbuch der Rebsorten, Fachverlag Fraund, Mainz 13. Auflage 2003 ISBN 3-921156-53-x
Thoma, K.; 2000: Werdegang der Freiburger Chardonnay-Klone. Der Badische Winzer H3, 35-38.
- Thoma, K.; 2000: Ergebnisse von Chardonnay-Klonen. Der Badische Winzer H7, 31-34.